Pures Glück
29.07.2019 | Dr. Strunz
Ich mag Glück. Glücksgefühle. Ich mag Lebensfreude. Ich mag das Gefühl der Energie, welches jedes kleine Kind auf der Straße hüpfen lässt. Ich weiß, dass wir alle einmal „kleine Kinder“ waren. Das Glück damals zu unserem Alltag gehörte.
Auch in meinem Leben als Flüchtlingskind in bitterster Armut. Wir – nicht meine Eltern – hatten dennoch fast täglich Glücksgefühle. Und das ist uns – also Ihnen und mir – irgendwie verloren gegangen.
Heute ist das Leben in der Regel ernst, fordernd, hat allenfalls Momente der Zufriedenheit. Selten genug.
Lässt sich ändern. Dieses kleine Sätzchen beschreibt mein ganzes ärztliches Handeln. Lässt sich ändern. Und das Schönste daran: haben wir selbst in der Hand.
Beigebracht hat uns das spätestens Frau Prof. Pert, die führende Immunologin dieser Welt: Die Entdeckerin der Endorphine. Peptide, also Ketten von Aminosäuren, welche sie zu Recht „Moleküle der Gefühle“ genannt hat.
Wird von „kleineren“ Menschen, also den normalen Psychiatern und Psychologen, ja heute noch nicht verstanden. Dass unsere Gefühlswelt (ausschließlich!) von Molekülen gesteuert wird. Und die könnte man messen, die haben wir in der Hand.
Heißt übersetzt: Glück haben Sie in Ihrer Hand. Denn längst wissen Sie, dass Glückshormone wie Endorphine, aber auch Serotonin (ebenfalls eine Aminosäure) ausgeschüttet werden durch körperliche Bewegung.
Durch Laufen.
Weiß jeder, der es einmal getan hat. Ich meine… richtig getan hat. Lang genug, in kräftigem Tempo gelaufen ist. Sie erinnern sich vielleicht an die drei Gänge der Seele. An die drei verschiedenen Geschwindigkeiten, mit denen man verschiedene Gefühlszustände im Gehirn auslösen kann (News vom 12.12.2006)
Kommen wir zu einem zweiten Aspekt. Ich hab ´s gern selbst in der Hand. Möchte es selbst steuern. Mein Glück. Mein tägliches Glück. Durfte ich soeben wieder erleben in den Bergen über dem Gardasee. Bei brütender Juni-Hitze. Stundenlang mit dem Bike die Berge hinauf, umträllert (wörtlich) von meiner klugen Frau. Glück pur.
Das haben wir erfahren und wissen auch andere. Lese ich in der mail des Tages. Darf ich?
„Ich darf mich an dieser Stelle bedanken, dass Sie mit Ihren Büchern und News für mich der entscheidende Impuls waren, nach dem Laufen den Weg zum Triathlon zu finden. Ich habe jetzt meine ersten Wettkämpfe absolviert und arbeite weiter am Kraulen, um auf die längeren Distanzen zu kommen. Triathlon ist für mich pures Glück und ein Lebensstil, der mich erfüllt.“
Triathlon also. Pures Glück. Ein Lebensstil, der erfüllt. Können Sie das von Ihrem Beruf behaupten? Können Sie das von … Ihrer Ehe behaupten? Von Ihrem Familienleben? Falls nein: Sie lernen hier von einem Mitmenschen, dass auch auf Sie
Glück wartet.
Mit der primitivsten Sportart, die wir kennen. Oder sind Sie nicht als Kind mit dem Rad ins Freibad gefahren, sind dort herumgeschwommen und haben auf der Wiese Fußball gespielt, sind also gerannt bis zum Anschlag? Haben Sie? Glückwunsch. Sie sind Triathlet.
Warum tun Sie ´s dann nicht? Jetzt. Heute. Sofort. … RAUS!
Die Menschheit wartet immer auf den Lottogewinn, um glücklich zu werden. Hat dabei Glück in den eigenen Händen, besser noch Füßen.
Finanzielles Unglück
Artikel .1025 vom 29.07.2019
Täglich erreichen mich „schöne Nachrichten“. Dankesbriefe. Aber, wie Sie sich denken können, gibt es gelegentlich auch eine bittere Pille. Die heutige verdanke ich einem Kollegen. Der sich schriftlich bitterlich über mich beschwert. Ich solle nicht so über die Ärzte, also auch ihn, schimpfen. Am Beispiel tiefer Ferritinspiegel und der Weigerung des Hausarztes, Eisen zu infundieren. Eine ganz übliche Weigerung, wie ich Ihnen erzählt habe.
Der Kollege klärt mich ärgerlich auf: das Eisenpräparat ist furchtbar teuer (190,36 €). Er könne das gar nicht spritzen, weil er dann „sein Budget überziehen würde“. Also das von der Krankenkasse genehmigte Ausgabevolumen. Da hat er völlig Recht.
Bin dennoch sprachlos wegen dieser Kritik. Wissen Sie weshalb? Ich jedenfalls – nicht der Kollege – habe aus exakt diesem Grund freiwillig meine Krankenkassenzulassung zurückgegeben. Mich freiwillig „ins finanzielle Unglück gestürzt“. Wie der Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), also auch ein Arzt, zu mir meinte. Will sagen: ich fand die Situation mit dem Budget und mit dem „Patienten nicht helfen dürfen“ unerträglich. Mit meinem Eid nicht vereinbar. Und habe Konsequenzen gezogen.
Und dann „klärt mich der Kollege auf“. Über Kassenbudgets. Offenbar wollen manche Kollegen einfach nicht kapieren, dass es Ärzte gibt, die den Beruf noch ernster nehmen. Todernst.
Bitte entschuldigen Sie diesen Ausbruch. Manchmal muss es raus.
Geheimnis Eisen
Das Eisenatom ist das stabilste im ganzen Universum. Wussten Sie das? Entstand damals vor länglicher Zeit, beim Urknall. Findet sich in völlig unveränderter Form in unserer Erde, wandert in die Pflanzen, von dort in die Tiere, und wir… essen es. Wofür? Hauptsächlich für den Sauerstofftransport. Für den roten Blutfarbstoff, das Hämoglobin. Für den Eisenspeicher Ferritin.
Sternenstaub also ist unser Leben.
Wenn ich etwas über Sportler, wenn ich etwas über leistungsbereite Menschen wissen und sagen möchte, schaue ich als erstes den Eisenspeicher Ferritin an. Seit ich verstanden habe – glauben Sie mir, dass ist alles Geheimwissen – dass Ferritin das Myoglobin widerspiegelt, ihm proportional ist. Mir also sagt, wie viel Sauerstoff die Muskulatur bekommt. Heißt Ausdauer
Und seit ich weiß, dass Ferritin auch die Blut/Hirnschranke überwindet, sagt es uns auch etwas über die Sauerstoffversorgung des Gehirnes. Also unsere geistige Leistungsfähigkeit.
Ferritin fordere ich – im Unterschied zu fast allen Ärzten, im Unterschied zu allen Labors Deutschland – fordere ich minimal 60 bei der Frau, minimal 120 beim Mann. Ein richtiger Wert ist 300. Den habe ich persönlich. Der erlaubt mir unerschöpfliche Ausdauer, notfalls 40 Stunden am Stück. Wäre ohne dieses Ferritin nicht möglich.
Weshalb nicht? Weil dann der Muskel immer ein bisschen zu wenig Sauerstoff bekommen würde, und nach so ein bis zwei Stunden aufgeben würde. Leuchtet Ihnen ein. Das ganze ist noch viel schlimmer. Hat uns soeben Peter Greif mitgeteilt. So dramatisch und auch so … lächelnd hintergründig, was uns Ärzte angeht… dass ich’s ausnahmsweise abdrucke. Manche von Ihnen kennen die Story ja schon:
„…mich plötzlich wie einen umgesägten Baum umfallen zu lassen. Der Kopf prallte auf die Straße und das Blut floss kaum stillbar 1,5 h lang! Dann erst kam der Sanitätswagen und brachte mich ins Krankenhaus.
Danach zeigte sich anhand von vorherigen und später gemachten Blutanalysen, dass ich in etwa 20 Prozent meines Bluts verloren hatte. Das hatte erhebliche Folgen, zum Beispiel beim Treppensteigen fühlte ich mich schon angestrengt.
Mit Nahrungsergänzungsmitteln wurde versucht die „Eisenwerte“ im Blut wieder anzuheben. Mein Ferritinwert stieg innerhalb eines halben Jahres von 21 auf 29 Einheiten. So in etwa 250 sollte ein gesunder Mensch haben. Wenn man das nachrechnet, dann wären Jahre nötig, um diesen Parameter wieder in normale Höhen zu treiben.
Bei dieser Rechnerei kam mir die Erinnerung an Dr. Urs Vögeli, einem Stammkunden, der schon seit Jahren mit uns in die Trainingsurlaube fährt. Er berichtete, dass in der Schweiz, seinem Heimatland, Eisenmangel sofort mit dem Medikament Ferinjekt behoben wird.
Und da ich auch früher schon keine optimalen Eisenwerte hatte, wandte ich mich an meinen Hausarzt und bar um eine Infusion Ferinjekt. Dieser kannte das Medikament nicht und lehnte es dann ab, nachdem er sich informiert hatte. Seine Aussage: „Viel zu gefährlich, wegen zu großer Nebenwirkungen.“
Im nächsten Trainingsurlaub konfrontierte ich Urs mit den Aussagen meines Hausarztes. Der lachte mich aus und sagte: „Wir haben bei uns in der Praxis weit mehr als 1000 Infusionen verabreicht und nicht ein einziges Mal kam es zu besonderen Nebenwirkungen und genauso nicht zu allergischen Reaktionen.“
Nach dem Sturz und dem Blutverlust setzte auch mein behandelnder Kardiologe das Wort „Eisenmangel“ unter den Brief an meinen Hausarzt. „Tolle Ärzte“ dachte ich. Und nun fragte ich den Herzdoktor, ob man nicht den Eisenmangel durch Ferinjekt beheben könne. Seine Antwort: „Ja, das können wir jetzt!“
250 Milligramm wurden mir dann sofort infundiert. Und was dann passierte, war das Überraschendste, was ich jemals in meinem Gesundheitsleben erlebt habe. Drei Tage schien ich auf meinem Radel zu fliegen. Ich suchte wieder Berge, die ich in den letzten Monaten und Jahren gemieden hatte.“
Einzelfall Peter Greif? Ausnahme? Pustekuchen. Wen auch immer ich an Leistungssportlern durchgemessen hatte, hatte mäßig oder viel zu wenig Ferritin. Die waren alle entscheidend in ihrer Ausdauer eingeschränkt. Und wie wir soeben lernen, auch in der Antriebskraft und in der kurzfristigen Leistungsfähigkeit („…Ich suchte wieder Berg…“) Sie haben kapiert, was Peter Greif uns Ärzten hier unter die Nase reibt. Ich hab’s ihm schriftlich bestätigt. Zitat Strunz: “Wir raten immer, beim Heilpraktiker Eisen spritzen zu lassen. Ärzte weigern sich fast grundsätzlich.“
Ich weiß genau, wovon ich spreche. Was glauben Sie, wie viel empörte Anrufe von Kollegen ich erlitten habe, wenn ich Eisenampullen verschrieben hatte. Und der Patient Hunderte von Kilometern weg wohnt. Immer das gleiche: „Ich soll Eisen spritzen? Das ist doch tödlich! Hochgefährlich! Ich weigere mich!“
Tja. Na gut. Möchten Sie Berge hinauffliegen? Eisen!
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